Fanfarenzug Rhens 1971 e. V.

Musik macht gute Laune

Rhens feiert erste Kirmes seit 2010 

Vier Tage lang besuchten zahlreiche Bürger und Gäste bei strahlendem Sonnenschein die Rhenser Kirmes und das Musikfest „45 Jahre Fanfarenzug Rhens e.V.“ vom 05. bis 08. Mai 2016

Von Bruno Nonninger (Bilder/Text)

Schon lange gab es in Rhens den Wunsch, wieder eine Kirmes durchzuführen.

Nachdem 2010 die letzte Kirmes stattgefunden hatte, organisierte nun der Fanfarenzug Rhens 1971 e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt und unter großer Mithilfe der Rhenser Vereine einen Neustart.

Die Kirmes ist wohl das älteste Volksfest in Rhens, die bis 2010 jährlich am zweiten Wochenende im Oktober stattfand. Es wurde der Schutzpatronin St. Theresia gedacht, nach der die 1906 erbaute Pfarrkirche benannt ist.

Die Kirmes (oder Kerb/Kirchweih) ist ein traditionelles Volksfest, das zum Jahrestag der Kirchweihe oder zum Patrozinium einer Kirche gefeiert wird. Früher feierte man im Anschluss an die liturgischen Feierlichkeiten ein Markt- und Volksfest, auf dem Waren verschiedener Händler angeboten wurden. In der Neuzeit kamen dann Vergnügungsangebote hinzu, die sich u.a. in den heutigen Fahrgeschäften wiederfinden.

Daneben wird unabhängig vom eigentlichen Gedenktag bzw. Konsekrationstag der Kirche in vielen Regionen oft auch ein allgemeines Fest gefeiert, das meist als weltliches Volksfest bzw. Jahrmarkt im Herbst stattfindet und ebenfalls Kirmes oder Kerbe genannt wird. Häufig fällt dieses dann in den Zeitraum des Namenstages des Schutzpatrons oder der Schutzpatronin einer Kirche.

So war es auch immer in Rhens – bis die Kirmes nach 2010 nicht mehr mit einem Volksfest gefeiert wurde. „St Theresia ist am 15. Oktober“ so Pastor Stephan Feldhausen, „aber seit es die Rhenser Kirmes in ihrer bisherigen Form im Oktober nicht mehr gibt, habe ich die Kirchweihe in den letzten Jahren dann immer am eigentlichen Tag der Kirchweihe gefeiert, das ist der 08. Mai 1911.“

Suche nach dem Festort

Es blieb das Problem des Festplatzes. Die Rhenser Kirmes fand ursprünglich auf dem Platz „Am Baiergarten“ im Ortskern von Rhens statt. Dieser war traditionell der Platz, auf dem Feste wie Kirmes, Weinfest, Musikfeste, oder Festspielaufführungen gefeiert wurden.

In den 90er und 2000er Jahren entstanden daher im Stadtrat konkrete Überlegungen, auf dem „Baiergarten“ ein Bürgerhaus zu bauen. Dafür wurden Grundstücke und Gebäude angekauft. Dieser Plan wurde später jedoch wieder verworfen, als zwischenzeitlich das Gebäude „Kaisersaal“ in der Bahnhofstraße von der Stadt erworben worden war und in der Folge zum Bürgerhaus umgebaut wurde.

Nachdem dann nach einem weiteren Ratsbeschluss zur anderweitigen Umgestaltung und Nutzung des „Baiergartens“ im Jahr 2005 begonnen wurde, Reihenhäuser auf den bis dato als Festplatz der Stadt genutzten Stadt zu bauen und die verbliebene Freifläche zu einem Parkplatz umzubauen, konnten dort keine Feste mehr stattfinden.

Die Kirmes fand fortan auf dem Bahnhofsvorplatz statt, direkt vor dem Bürgerhaus „Kaisersaal“. Doch das Interesse der Bürger an dem Volksfest ließ immer mehr nach, auch Schausteller waren oftmals wenig für die Rhenser Kirmes zu begeistern.

So fand die letzte Kirmes in Rhens dann im Jahr 2010 auf dem Bahnhofsvorplatz statt.

Der Bahnhofsvorplatz kam also nach den schlechten Erfahrungen der letzten Jahre nicht mehr als Veranstaltungsort in Frage. Die Wahl fiel fast zwangsläufig auf das Gelände an der Stadtmauer im Bereich der Bramleystraße. Hier hatten im Lauf der vergangenen Jahre schon einige Feste stattgefunden. Für die Kirmes war auch von Bedeutung, dass das Gelände –  geographisch gesehen – quasi der erweiterte Vorplatz der beiden Kirchen St. Theresia und St. Dionysius ist und damit ideal zum Fest der Kirmes passte. Zudem war das Gelände beim Bau bereits für das Feiern von Festen angelegt worden: So gab es z. B. bereits einen Schacht für den Kirmesbaum, der bisher aber noch nie genutzt worden war.

Idealer Termin anlässlich der eigentlichen Kirchweihe

Als die Überlegungen konkreter wurden, wie die Kirmes wieder ins Leben gerufen werden könnte, diskutierten die Beteiligten über den Termin. Schließlich einigten sich alle auf das Wochenende um den eigentlichen Tag der Kirchweihe: Sonntag, der 08. Mai 2016 fiel genau auf den Tag der 105-jährigen Kirchweihe der Pfarrkirche St. Theresia. Mit Christi Himmelfahrt gab es am Donnerstag einen weiteren kirchlichen Feiertag als Auftakt für das Fest. Und mit dem Samstag hatte man einen weiteren Tag zum Feiern, denn am Vorabend des 100-jährigen Kirchweihfestes weihte am 07. Mai 2011 Bischof Dr. Stephan Ackermann den damals neu errichteten Altar. So lagen also gleich drei Tage mit Anlass zum Feiern im Zeitraum der Kirmes. Daher meinte auch Stadtbürgermeister Raimund Bogler: „Das ist meiner Meinung nach der beste Zeitpunkt, um da mal wieder was zu starten.“

Fanfarenzug sagte schließlich „Ja!“

Nachdem also Ort und Zeitpunkt feststanden, war die Frage: Wer organisiert’s?! Die ehemalige Kirmesgesellschaft, die bis 2010 die Kirmes durchgeführt hatte, gab es in der ursprünglichen Form nicht mehr. Andere Vereine reagierten auf Anfragen zur Organisation zunächst zögerlich. Schließlich erklärte sich der Fanfarenzug Rhens e.V. dazu bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Grundgedanke dabei war aber, dass dies gemeinsam als Vereinsgemeinschaft geschehen sollte: „Wir wollten ein Fest aus den Reihen der Bürger für die Bürger machen“, so Achim Borchers, Vorsitzender des Fanfarenzugs, „und so entstand der Gedanke, gemeinsam mit allen dazu beizutragen, dass es wieder eine Kirmes in Rhens gibt.“

Nachdem dann aus den meisten Vereinen großer Zuspruch kam und diese zusagten, bei der Durchführung des Festes mitzuhelfen, organisierte der Fanfarenzug Programm und Infrastruktur für die vier Tage. Seit 2015 liefen die Vorbereitungen. „Wir wollten nicht nur Fahrgeschäfte hinstellen und für Essen und Trinken sorgen, sondern den Bürgern auch einen schönen Rahmen zum Feiern der Kirchweihe bieten“, so Achim Borchers. „Deshalb haben wir die Kirmes mit dem 45-jähirgen Bestehen des Vereines zusammengelegt, auch wenn wir diesen Geburtstag sonst gar nicht groß gefeiert und noch fünf Jahre bis zum 50-jährigen Jubiläum gewartet hätten“. So ließ sich beides miteinander verbinden: Kirmes und Musikfest ergänzten sich zu einem abwechslungsreichen Programm an allen vier Tagen.

Vier Tage buntes Rahmenprogramm mit Musikfest

Am Donnerstag eröffneten Stadtbürgermeister Raimund Bogler, Daniel Muß von der Koblenzer Privatbrauerei, und Fanfarenzug-Vorsitzender Achim Borchers mit dem offiziellen Fassanstich die Kirmes. Umrahmt wurde die Eröffnung bei strahlendem Sonnenschein von von einem stimmungsvollen Platzkonzert des Fanfarenzuges.

Eintopf und Gegrilltes sowie Kaffee und Kuchen, der von Rhenser Bürgerinnen und Bürgern gespendet worden war, wurden so stark nachgefragt, dass vieles schon am frühen Abend ausverkauft war. „Das hab ich auch noch nicht erlebt“, meinte Achim Borchers, und stand vor dem Problem, am Feiertag plötzlich noch Nachschub zu besorgen. Die beliefernde Metzgerei aus der Ortsgemeinde Spay und der Getränkelieferant halfen trotz Feiertag unkompliziert aus. „Die Menschen genießen es offenbar, bei wunderbarem Wetter und einem tollen Musikprogramm hier gemeinsam zu feiern“, so Borchers, glücklich darüber, dass das Fest den Bürgern so viel Freude bereitete.

Für die Kleinen gab’s nachmittags ein kostenloses Kinderschminken, bevor dann am frühen Abend der erste öffentliche Auftritt der Fanfarenzug-Band „Blue Birds“ mit Pop-Musik für gute Stimmung bei Alt und Jung sorgte.

Auch am Freitag war der Festplatz ab der Eröffnung durchgehend gut besucht. „Ich dachte am Donnerstag, das ist jetzt nicht mehr zu toppen“, so Borchers, „aber es ging gerade so weiter.“. Abends sorgte die „Rhein-Mosel Bigband“ für die Unterhaltung der Gäste und begeisterte mit einem bunten Repertoire von Klassisch bis Modern.

Ein Höhepunkt des Festes war das Musikfest am Samstag, an dem ab dem Nachmittag zum 45-jährigen Vereinsjubiläum zahlreiche befreundete Vereine, darunter namhafte Fanfaren- und Musikzüge, von Aachen bis zum Saarland, mit Musikdarbietungen und choreographierten Auftritten begeisterten.

Am Sonntag feierten die Rhenser dann ihr eigentliches Kirchweih-Fest mit dem Hochamt in der St. Theresia-Kirche. Danach spielten der Musikverein Concordia sowie weitere befreundete Musikvereine zum musikalischen Frühschoppen auf.

Landrat, MdL-Abgeordneter und VG-Vertreter lobten bürgerschaftliches Engagement und ehrten Mitglieder

MdL Dr. Adolf Weiland, Landrat Dr. Alexander Saftig und Verbandsgemeinde-Beigeordneter Werner Merkenich überbrachten dem Fanfarenzug und der Stadt ihre Grüße und dankten allen Beteiligten für die Planung und Durchführung des Festes. Landrat Dr. Saftig meinte: „Es ist schön zu sehen, dass wir in unserem Landkreis so engagierte Bürger und Vereine wie Sie haben, die solche eine schöne Tradition wieder aufleben lassen und pflegen.“.

Gemeinsam mit Achim Borchers ehrten alle vier danach verdiente aktive Mitglieder des Fanfarenzuges für ihre langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeiten und deren Einsatz für das Gemeinwohl. Der Geschäftsführer der Vereinsringes Rhens, Heinz Schrumpf, verteilte zur großen Freude an die Kinder Freikarten für die Fahrgeschäfte.

Abschließend fand eine große Verlosung statt, die der ehemalige Stadtbürgermeister Helmut Eich moderierte. Die Gewinner freuten sich über attraktive Preise der zahlreichen Sponsoren und Unterstützer, wie z.B. Gutscheine für einen Rundflug, Schifffahrten, Museumsbesuche, Wellness-Angebote und zahlreiche Sachpreise. Hauptpreis war in der Tradition der Rhenser Kirmes die Verlosung des Kirmesbaumes, der an einen Gewinner aus Rhens ging.

Besser als alle es erwartet hatten – Gemeinschaft Schlüssel zum Gelingen

Resümierend stellte Achim Borchers fest, dass das Fest weitaus besser angenommen wurde, als alle es im Vorfeld erwartet hatten. So konnte er seine Freude am Sonntagabend auch kaum in Worte fassen: „Wir haben uns große Mühe gegeben, für die vier Tage ein attraktives Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen. Aber ich hätte im Vorfeld wirklich nicht gedacht, dass das Fest so gut angenommen wird. Das hat sich über alle vier Tage durchgezogen, und das ist schon überwältigend! Dafür lohnt sich dann auch die monatelange Vorbereitung, wenn man am Ende sieht, dass man der Bevölkerung ein schönes Fest bereiten konnte! Hoffen wir nur, dass es nun nicht bei einer einmaligen Veranstaltung bleibt, sondern die Kirmes wieder dauerhaft in Rhens stattfinden wird und sich nun auch andere Vereine trauen, gemeinsam im Team, mit der Hilfe aller, so ein Fest zu organisieren und durchzuziehen. Wie man sieht ist ja der Bedarf da und die Ansprache riesig, und dass sowas gemeinsam geht, haben wir denke ich auch zeigen können. Natürlich hat das Wetter phantastisch mitgespielt, aber ich glaube nicht, dass das der einzige ausschlaggebende Punkt für das Gelingen war. Daher gilt mein Dank nicht nur allen Mitgliedern im Fanfarenzug, sondern auch der Stadt und allen Rhenser Vereinen und Bürgern, die uns unterstützt haben und ohne deren Hilfe die Kirmes nicht hätte stattfinden können!“